Der Riese namens ADAC strauchelt.
Aber er wird nicht stürzen. Leider. Wünschen würde ich es mir, aber meine
Wünsche gehen selten in Erfüllung. Warum wünsche ich mir, dass eine solche
Institution verschwindet? Weil sie zu viel Macht hat und diese Macht nicht
kontrolliert wurde. Also wurde sie folgerichtig missbraucht. Das war für alle
auch lange soweit in Ordnung, bis sie sich halt dabei haben erwischen lassen. Trotzdem
wird der ADAC mit einiger Wahrscheinlichkeit in einem Jahr die alte (Selbst-)Herrlichkeit
wieder erlangt haben. Zu viele Menschen sind in diese Maschinerie involviert,
als dass man die Bude einfach dicht machen würde. Verdient hätte der ADAC das,
denn … Testberichte? Pannenhilfe? Politik für
Automobilisten? Der ADAC hat sich die Ziele unverbesserlicher Raser zur obersten Leitlinie gemacht und die süddeutsche Autoindustrie ist glücklich darüber. Für all das gehört der ADAC weg. Das wäre mein Wunsch… Weltbild/Hugendubel straucheln ebenfalls. Und wieder sage ich: Lasst diesen Riesen fallen, wenn er sich aus eigener Kraft nicht aufrecht halten kann. Wenn ein Autor wie ich das sagt, dann klingt das zunächst einmal so, wie wenn ein leidenschaftlicher BMW-Fahrer sich darüber freuen würde, dass der ADAC zusammenbrechen könnte… Ja, ich würde mich freuen. Denn es ist genau diese Kette, die man getrost als einen Sargnagel des Buchmarktes bezeichnen kann – wenn auch zugegebenermaßen nicht als den einzigen Sargnagel. Aus welchem Grund haben wir in Deutschland eine gesetzliche Preisbindung
bei Büchern? Genau. Breit ausgestattet. Man wollte die Amerikanisierung des Marktes verhindern, gerade weil das Buch ein wertvolles Kulturgut ist (sagen wir vielleicht besser: „… sein kann“). Wie sehen US-Buchhandelsketten denn aus? Sie sind riesig. Aber pro Abteilung führen sie gerade mal die Top-100, darunter die Top-10 in riesigen Stapeln. Um das zu sehen, braucht man gar nicht mehr so weit zu reisen: Jede Hugendubel-Filiale sieht inzwischen aus wie eine Filiale von Barnes & Noble. Jede zehnmal kleinere Bahnhofsbuchhandlung verfügt schon fast über ein tieferes Sortiment. Und die Tendenz ist nicht aufzuhalten, immer mehr Buchhändler folgen dem Trend. In reinen Weltbild-Filialen ist es gleich noch schlimmer, dort baut man anstatt auf ein tiefes Sortiment auf Haushalts- und Ramschartikel auf beinahe der Hälfte der Fläche. Geht’s noch??? Nein, es geht offenbar nicht mehr. Der Kunde fühlt sich vera…scht und bleibt weg, der Riese strauchelt. Was ich folgerichtig finde. Von mir aus, liebe Politiker, lasst den Markt nur machen und große Firmen weiterhin die Sahnehäubchen des Buchmarkts abschöpfen. Für kleinere, bibliophile Händler sind dank Amazon ohnehin schwere Zeiten angebrochen und neue Buchhandlungen, gar „eine Vielzahl“ davon, sind eine Utopie aus vergangenen Zeiten. Unbekanntere aber gute Autoren werden ihren Weg irgendwie auch anders finden. Es wird immer Menschen geben, die das Außergewöhnliche suchen und Händler, die bereit sind, es anzubieten. Nur, unterstützt diese Konzerne mit ihrer Sahnehäubchen-Politik nicht mehr, indem ihr ihnen auch noch die Festpreise erhaltet und den Wettbewerb zwischen den Großen der Branche unterbindet. Schafft die Preisbindung ab! Sie hat als Marktregulierungsinstrument offensichtlich ihre Wirksamkeit verloren. Ein Buchhändler überlebt heute, weil er Beratung bietet, Service, Orientierung, weil man stöbern kann, ein Buch auch mal die Hand nehmen, weil man vielleicht sogar dort das Außergewöhnliche findet. Wenn all das verloren geht, ist der Buchhandel … tot und zwar nicht, weil Firmen wie Hugendubel oder Weltbild im Sterben liegen, sondern im Gegenteil, weil sie zu lange gelebt haben. R.I.P. |
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