Die Macht der Online-Giganten

Die Konzerne gehen immer restriktiver vor, um ihre Interessen durchzusetzen

Lange Jahre bemerkte Otto-Normalverbraucher wie ich nicht viel von dem, was die großen Internetmediengiganten mit ihren Daten machten oder wie sie dem User ihre eigenen Interessen aufdrückten, oft, ohne dass sich dessen überhaupt bewusst wurde.

Doch Facebook und Co. werden täglich aggressiver. Hass / Konflikte verkaufen sich. So gut, dass Facebook dazu übergegangen ist, beispielsweise volksverhetzende Inhalte als den "Gemeinschaftsregeln" entsprechend durchgehen zu lassen und User, die Rassisten als solche bezeichnen, zu sperren. Ich selbst bin nun ebenfalls davon betroffen. Als ich vor ein paar Tagen auf eine Sendung zum Klimaschutz mit Prof. Dr. Dr. Helge Peukert in Form einer Veranstaltung hinweisen wollte, durfte ich diese nicht verbreiten. Wer üblicherweise eine Veranstaltung postet, darf 500 seiner Follower dazu einladen. Ich nicht. Angeblich, weil die Veranstaltung nicht den Gemeinschaftsstandards entspräche. Das hat Facebook innerhalb von Millisekunden herausgefunden - über eine Sendung, die noch gar nicht gesendet wurde. Gleichzeitig boten sie mir an, für diese Veranstaltung doch (kostenpflichtige) Werbung zu schalten. Mit Geld lässt sich so ein angeblicher "Verstoß" also reinwaschen??? Nein, das ist keine Doppelmoral. Das ist die Abwesenheit jeglicher Moral. Es geht ausschließlich ums Geld. Dass so ein Konzern, über dessen Medien sich eine ganze Gesellschaft koordiniert, keinen Regeln außer den eigenen zu folgen hat, ist ein unerträglicher Skandal. Leider gibt es keine Alternativen. Nun, angeblich gibt es einige. Der Name Diaspora wird beispielsweise immer wieder geraunt. Doch ... erstens ist dort allein die Registrierung schon so kompliziert, dass man sich gar nicht vorzustellen vermag, wie das dann mit dem Posten von Content vonstatten geht. Zweitens: Ich kenne nicht eine einzige Person, die dort ist. Nicht eine. Damit macht es für mich keinen Sinn, ebenfalls dorthin zu gehen. Und weil das alle, die ich kenne, ebenso sehen, wechselt eben keiner ...

Google ... zwingt jetzt seine Kunden zu einer Zwei-Faktor-Authentifizierung. Das heißt, dass man nun neben dem Passwort am PC auch noch eines auf dem Handy eingeben muss, um sich dort anzumelden. Es diene der Sicherheit, heißt es. Und natürlich ist da prinzipiell auch etwas dran. Aber natürlich NICHT bei Google! Bei meiner Bank habe ich Zwei-Wege-Authentifizierung. Klappt auch, habe kein Problem damit. Und falls mein Handy mal verloren geht oder geklaut wird (habe beides bereits erlebt, auch, dass mir eine SIM-Karte ohne vorherige Ankündigung vom Provider (in dem Fall ALDI-Talk) einfach stillgelegt wurde, weil ich sie zu wenig [kostenpflichtig] benutzt habe!), dann kann ich meine Bank anrufen, den Verlust des Handys melden und Regelungen treffen, wie es weitergeht. Bei Google kann ich das nicht. Ein abhanden gekommenes Handy interessiert die gar nicht. Es gibt auch keinen Kundendienst, wo man so etwas melden könnte. Oder haben Sie schon mal den Support von Google kontaktiert UND eine Antwort bekommen??? Also, ich nicht. Natürlich kann man Handy-Daten online ändern. Aber dazu muss man sich erstmal anmelden. Was wiederum nicht geht, wenn man das Handy nicht hat. Für mich ist das Risiko wesentlich höher, dass mein Handy verschwindet, als dass jemand ein Interesse verspüren könnte, diesen Account zu hacken, zumal ich bei Google keine Zahlungsdaten hinterlegt habe. Und doch werde ich (und angeblich 150 Millionen andere User) gezwungen, den Schritt zu machen. Ich habe bereits versucht, meine Handy-Daten von Google zu löschen. Es geht natürlich nicht. Wahrscheinlich, weil ich ein Android-Handy habe. Es rächt sich eben alles, jeder Umsatz, den man mit diesen Konzernen macht, wird gegen einen verwendet. Auch bei Facebook, übrigens. Es gibt User, die sagen, dass ihre "natürliche" Reichweite massiv zurückgegangen ist, sobald sie angefangen haben, einzelne Inhalte kostenpflichtig zu bewerben. Ich kann diesen Effekt leider nur bestätigen. Facebook will seine User offensichtlich abhängig machen von Bezahlwerbung. In Googles Fall wird gemutmaßt, dass dieser Schritt der lückenloseren Überwachung dienen soll. Ich bezweifle das. Google überwacht mich auch ohne den Zwang zur Zwei-Wege-Authentifizierung bereits lückenlos ...

Es scheint fast eine Art Naturgesetz zu sein: Jeder Konzern wird zu etwas Widerlichem, wenn er zu groß wird ... und wir stehen dem Phänomen absolut machtlos gegenüber. So machtlos, dass Google es noch nicht einmal nötig hat, diesen Artikel zu löschen, der doch auf seinem Webspace gehostet wird ...